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Alzheimer-Demenz verstehen – und mit Gartentherapie begleiten

Zum Welt-Alzheimertag am 21. September

Am 21. September ist Welt-Alzheimertag – ein Tag, der weltweit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam macht. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, etwa zwei Drittel davon mit Alzheimer-Demenz. Die Zahl steigt stetig – und mit ihr die Bedeutung von Angeboten, die Teilhabe, Würde und Lebensfreude ermöglichen.

Was ist Alzheimer-Demenz?

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Sie führt zu einem fortschreitenden Abbau von Gedächtnis, Orientierung, Sprache und Alltagskompetenz. Die Erkrankung betrifft nicht nur das Gehirn – sondern auch das emotionale Erleben, die sozialen Beziehungen und das Selbstbild der Betroffenen.

 

Auch jüngere Menschen sind betroffen: Etwa 106.000 Menschen in Deutschland mit Demenz sind unter 65. Die Diagnose verändert das Leben – für Betroffene ebenso wie für Angehörige.

Typische Einschränkungen bei Alzheimer-Demenz:

  • Gedächtnisverlust – besonders das Kurzzeitgedächtnis ist früh betroffen

  • Orientierungsprobleme – in Zeit, Raum und sozialen Situationen

  • Sprachstörungen – Wortfindung, Satzbau und Sprachverständnis nehmen ab

  • Eingeschränkte Alltagskompetenz – z. B. beim Kochen, Anziehen oder Planen

  • Emotionale Instabilität – Angst, Unruhe, Rückzug oder Aggression

  • Verlust von Selbstbild und Identität – „Wer bin ich?“ wird zur zentralen Frage

Ein zusätzlicher Aspekt ist das Gefühl von Scham, sowohl bei den Betroffenen selbst, als auch bei ihren Angehörigen. Diese Einschränkungen führen oft zu Überforderung, Isolation und einem Gefühl von Kontrollverlust. Umso wichtiger sind Angebote, die Sicherheit, Sinn und Selbstwirksamkeit ermöglichen – ohne Druck oder Leistungsanforderung.

Wie Gartentherapie bei Demenz helfen kann

Gartentherapie ist eine gezielte, therapeutisch begleitete Aktivität im Grünen. Sie nutzt die Natur als heilsamen Raum, um Menschen körperlich, geistig und emotional zu stärken. Für Menschen mit Demenz bietet sie besondere Vorteile:

Einschränkung Gartentherapeutischer Ansatz Wirkung
Gedächtnisverlust  Wiederkehrende Rituale (z. B. Gießen, Säen)  Struktur & Sicherheit
Orientierungsprobleme Arbeit mit Jahreszeiten, Tageslicht, Pflanzenzyklen Rhythmus & Verankerung
Reduzierte Wahrnehmungsfähigkeit Stimulierung der Sinne Reduzierung von Reizarmut
Soziale Isolation Aktivitäten in Gemeinschaft Soziale Interaktion
Sprachstörungen Nonverbale Kommunikation über Berührung, Duft, Gestik Teilhabe ohne Sprache
Verlust von Selbstbild Aktivität mit sichtbarem Ergebnis (z. B. Kräuter ernten) Selbstwirksamkeit & Stolz
Emotionale Instabilität Beruhigende Reize (z. B. Lavendel, Vogelstimmen) Entspannung & Wohlbefinden

Die Natur spricht direkt – über alle Sinne. Sie verlangt nichts, bewertet nicht, und ist immer da. Das macht sie zu einem idealen Partner in der Begleitung von Menschen mit Demenz.

 

Die DuWigata-Studie zeigt: Gartentherapie verbessert nachweislich die Lebensqualität von Menschen mit Demenz. In Pflegeeinrichtungen zeigten 39 % der Teilnehmenden in der Gartentherapiegruppe eine Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten.

Beispiele aus der Praxis

  • Eine Bewohnerin mit fortgeschrittener Demenz erkennt den Duft von Lavendel – und erzählt von ihrem Garten in der Kindheit.

  • Ein älterer Herr, der kaum spricht, beginnt beim Gießen von Kräutern zu summen – und lächelt.

  • Eine Gruppe legt gemeinsam ein Mandala aus Blättern und Blüten – und erlebt Gemeinschaft ohne Worte.

  • Beim Säen von Kresse entsteht ein Ritual: Jeden Tag wird geschaut, ob „die Kleinen schon wachsen“.

Diese kleinen Momente sind mehr als Beschäftigung. Sie sind Anker für Identität, Würde und Lebensfreude.

Gartentherapie in der Nationalen Demenzstrategie

Die Bundesregierung hat mit der Nationalen Demenzstrategie konkrete Maßnahmen beschlossen, um das Leben von Menschen mit Demenz zu verbessern. Dabei geht es auch um präventive und aktivierende Angebote – wie Gartentherapie.

Ziel ist es, solche Leistungen stärker in die Regelversorgung zu integrieren. Erste Modellprojekte zeigen, wie Gartentherapie in Einrichtungen und Tagespflege wirksam eingesetzt werden kann. Auch im Rahmen von interdisziplinären Qualitätszirkeln wird Gartentherapie als Teil ganzheitlicher Versorgung diskutiert.

Noch ist Gartentherapie nicht flächendeckend als Kassenleistung anerkannt, aber sie wird zunehmend als präventive Maßnahme und aktivierende Therapieform in der Versorgung berücksichtigt – insbesondere im Kontext von Demenz und geriatrischer Pflege.

Im Raum Weinheim und westlicher Odenwald begleite ich Menschen mit Demenz mit Gartentherapie – in Einrichtungen und im privaten Umfeld. Mit viel Zeit, therapeutischem Wissen und der Kraft der Natur.

 

Sie möchten mehr erfahren oder Gartentherapie in Ihrer Einrichtung integrieren? Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

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