
Die Wiese unter der Sonne
Es war einmal eine kleine Pflanze namens Artemisia. Sie lebte auf einer großen, sonnendurchfluteten Wiese, wo die Sonne jeden Tag hell und heiß vom Himmel brannte. Zum Glück kam meist regelmäßig der Regen, und dann konnte sich Artemisia von der Hitze erholen, ihre Wurzeln trinken und ihre Blätter tanzen lassen.
Der Sommer ohne Regen
Doch eines Sommers blieb der Regen aus. Tag für Tag, Woche für Woche, sogar Monat für Monat – kein Tropfen fiel vom Himmel. Die Sonne wurde immer heißer, und die kleine Artemisia begann zu verdorren. Ihre Blätter wurden schlaff, ihre Wurzeln trocken, und ihr Herz wurde schwer.
Die Tricks der anderen Pflanzen
🌻 Um sie herum hatten die anderen Pflanzen ihre Tricks:
-
Die dickblättrige Fetthenne speicherte Wasser wie ein kleiner Tank.
-
Der tiefwurzelnde Löwenzahn zog Feuchtigkeit aus den geheimen Tiefen der Erde.
-
Die zarte Kamille rollte ihre Blätter ein, um sich vor der Sonne zu schützen.
-
Und der Mohn schloss seine Blüten zur Mittagszeit, um nicht zu verbrennen.
Aber Artemisia hatte keine dicken Blätter, keine tiefen Wurzeln, keine besonderen Tricks. Sie war einfach nur sie selbst – klein, zart und grün.
Die Nacht der Wunder
Eines Abends, als die Sonne endlich unterging, flüsterte sie traurig: „Wenn heute Nacht kein Regen kommt, dann schaffe ich es nicht mehr...“
🌕 In dieser Nacht war Vollmond. Der Himmel war klar, und das silberne Mondlicht legte sich wie ein Zauber über die Wiese. Plötzlich donnerte es in der Ferne – ein tiefes, grollendes Geräusch. Artemisia öffnete ihre müden Augen. Alles war in silbernes Licht getaucht. Ihre grünen Blätter glänzten silbern, als wären sie aus Mondstaub gemacht.
Dann kam der Regen. Endlich. Sanft, kühl und lebensspendend. Tropfen für Tropfen fiel auf ihre Blätter, ihre Wurzeln, ihr Herz. Artemisia trank, sog, lebte.
Ein neuer Morgen
🌅 Am nächsten Morgen wachte sie auf – frisch, stark und voller Freude. Doch etwas war anders. Ihre Blätter waren nicht mehr grün. Sie waren silbern geblieben! Und das Beste: Die silberne Farbe reflektierte das Sonnenlicht, sodass sie sich nicht mehr verbrannte.
Seit diesem Tag sind die Silberrauten silbern. Und wenn du genau hinschaust, kannst du sehen, wie sie im Sonnenlicht glitzern – als Erinnerung an eine magische Vollmondnacht und den Mut einer kleinen Pflanze, die nie aufgehört hat zu hoffen.
Die Geschichte entstand im Rahmen der Gartentherapie-Ausbildung 2024/2025 am Institut für Naturheilkunde, Erfurt. Der Inhalt der Geschichte ist frei assoziiert, Ähnlichkeiten mit anderen Geschichten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Kommentar schreiben